Samstag, 1. September 2007

Zwei Denkmäler in Lübbenau






Lübbenau im Bezirk Cottbus ist eigentlich gar nicht eine Stadt, sondern zwei Städte, denn die Eisenbahnlinie durchtrennt nicht nur den Ort, sondern zwei städtebauliche Welten. Auf der einen Seite die beschauliche Altstadt mit ihrem klassizistischen Schloss, den engen Gässchen und dem typischen Spreewaldflair, bestehend aus Kahnfahrten und eingelegten Gurken, und auf der anderen Seite die sozialistische Neustadt, die seit 1957 zusammen mit dem Braunkohlekraftwerk als Wohnstadt für die Arbeiter errichtet wurde.

Nachdem das Kraftwerk in den 90er Jahren geschlossen wurde, ist heute der Gurkentourismus die wichtigste Einnahmequelle des Ortes. Die Jugendlichen fristen derweil das übliche Kleinstadtdasein, sitzen wochenends trinkend auf dem Sportplatz und rufen den vorbeigehenden Christopher Tracy und Leninallee "Sieg Heil" und "Ihr seid der Abschaum der Menschheit" hinterher (auch das ist leider nicht unüblich für diese Region). Vielleicht sollte man sie zum in Bahnhofsnähe gelegenen Denkmal der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und zum Sowjetischen Ehrenmal der Stadt schicken (das glücklicherweise noch nicht mit Hakenkreuzen, sondern nur mit den Worten "Sido I love you" besprüht ist) und sie mit den Köpfen kräftig gegen die Ziegelwände der Denkmäler schlagen, auf dass es als antifaschistischer Denkanstoß wirke.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Du vergaßt zu erwähnen, daß andere Teile der Kleinstadtjugend in Gurkenkostümen in der Hitze herumstehen und den Touristen Gurkenhäppchen anbieten. Sehr netter Text aber.