Montag, 28. Mai 2007

Berlin - Friedenstauben in der Leipziger Straße



1969, zum 20. Jahrestag der Gründung der DDR, wurde im ganzen Land eine Reihe bedeutender Bauvorhaben unternommen. In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Rekonstruktion der im Kriege zerstörten Leipziger Straße nach Entwürfen der Kollektive J. Näther und W. Strassenmeier als moderne Wohn- und Einkaufsstraße, die in unmittelbarer Nähe zur Staats- und Systemgrenze die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaft demonstrieren sollte. An zwei Scheibenhochhäusern auf der Nordseite der Straße befinden sich diese beiden Wandbilder.


Kaum ein politisches Symbol fand in der DDR so oft Verwendung wie die Friedenstaube, und es stimmt ärgerlich, dass ein Staat, der den Anspruch hatte, den Sozialismus aufzubauen und im Systemkampf an vorderster Front gelegen war, sich ausgerechnet den Frieden so stark auf die Fahnen schrieb. Doch die sozialistische Ordnung war hier nicht durch eine Volkserhebung entstanden, sondern durch die sowjetischen Besatzer einer Bevölkerung übergestülpt worden, die an Hitler nicht viel mehr auszusetzen hatte, als dass er den Krieg verloren hatte. Zudem stellte die innere ökonomische Konsolidierung für die Regierung das dringendste Problem dar, und dafür war ein friedliches Umfeld notwendig. Die Fixierung auf die Rolle als Friedensstaat, die den internationalen Klassenkampf immer mehr hinter der Freude an der eigenen konstruktiven Rolle auf dem Weltparkett verschwinden ließ, war ein wesentlicher Grund dafür, dass dieser Staat 1990 gänzlich kampflos von der Bühne der Geschichte verschwand.

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