Freitag, 25. Mai 2007

Potsdam - Karl-Liebknecht-Forum





Der Bau des Karl-Liebknecht-Forums begann 1979 nach einem Entwurf von M. Kranz, W. Funcke und B. Schwabe. Das Gedenken an Liebknecht, der 1912 in Potsdam zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden war, sollte hier „keinen musealen Charakter haben, sondern durch die Verbindung bildkünstlerischer, architektonischer und landschaftsgestalterischer Elemente lebendiger Bestandteil des Potsdamer Zentrums sein. In dieser Ehrung [sollte] sich aber auch ausdrücken, daß die Ideen Liebknechts, des unerschrockenen Kämpfers gegen Militarismus und Krieg Wirklichkeit geworden sind.“ (H.-J. Giersberg / H. Knitter: Tourist Stadtführer Atlas Potsdam. Berlin / Leipzig 1978). Die Anlage befand sich hinter dem Ernst-Thälmann-Stadion und bestand im wesentlichen aus zwei Teilen: der Plastik „Karl Liebknecht – Herz und Flamme der Revolution“ von Th. Balden und einer Bildwand von K. H. Kühn, die von einer Reihe von Betonkollonaden und einer Stufenanlage zusammengefasst wurden.


Im Zuge des restaurativen Stadtumbaus wurde das Thälmann-Stadion 1999 abgerissen und durch den Neuen Lustgarten ersetzt. Der Doktrin gemäß, dass die Zeit zwischen 1945 und 1990 möglichst aus dem öffentlichen Raum zu verschwinden habe, wurde das Liebknecht-Forum als zusammenhängendes Ensemble zerstört. In Analogie zu den heutigen Ereignissen in Osteuropa kann man aber sagen, dass die Stadt wenigstens nicht die polnische, sondern die estnische Lösung für die Monumente der besiegten Feinde wählte: Die Statue und die Bildwand wurden nicht einfach geschleift, sondern an einen unprominenteren Ort umgesetzt. Sie stehen heute am Rande des Neuen Lustgartens, hinter dem Mercure Hotel (ehemals Interhotel „Potsdam“).














Über Baldens Liebknecht-Denkmal steht in dem Buch „Der Fisch mit der hohen Stirn. Ein Streifzug durch die Bildhauerei“ von K. Bilang (Berlin 1985) geschrieben, es sei „ein Sinnbild für das Weiterleben der revolutionären, die Welt verändernden Gedanken. Um das auszudrücken, hat der Künstler den verschiedenen Erscheinungen der Bewegung des Lebens in der Natur nachgespürt... Angeregt durch das Erleben der Natur, wählt der Bildhauer für das Denkmal eine Gestalt, die aus zwei Teilen besteht: aus einem windzerzausten, aber knorrig aufragenden Baum und aus einem vom Sturm abgeknickten abgestorbenen Baum; aus einer Flamme, die frei auflodert, und aus einer Flamme, die sich am Boden krümmt und erstickt.

Der geknickte Teil des Flammenbaumes steht [...] für die Opfer der Revolution... Im Gegensatz zu diesen ersterbenden Formen bewegt sich alles in dem aufgerichteten Flammenbaum... In all die vielgestaltigen und flutenden Bewegungen bettet der Künstler zwei runde, ruhende Formen. Er nennt sie das ‚Auge der Hoffnung’ und das ‚Auge des Wissens’. Von den Hoffnungsströmen getragen wie ein Boot von den Wellen des Meeres, fügt sich der Kopf Karl Liebknechts in die emporragenden, flammenden Formen ein. Er ist im Kampf gegen die Reaktion gefallen, ermordet worden, doch seine Ideen und Gedanken leben fort.“


In dieser Beschreibung deutet sich schon eine Schwäche der Skulptur an: In dem Bemühen, das Weiterleben der Gedanken Liebknechts in der revolutionären Bewegung in einer möglichst allgemeinen Form auszudrücken, ist ein Denkmal entstanden, dem man seine tatsächliche Aussage nicht mehr ohne weiteres ansieht. Diese Schwäche wird vollends offenbar im heutigen Zustand der Gedenkstätte, in der die Beziehung zu der Bildwand unterbrochen ist, die ja im ursprünglichen Gesamtkonzept sehr klar war, und wo auch kein Schild darauf hinweist, um was für eine Skulptur es sich überhaupt handelt.












Wo Baldens Statue eine stark verallgemeinerte Aussage darstellt, ist Kühns Bilderzyklus ungleich konkreter: Zwischen den übergroßen Denkern Marx und Engels, die nur als Köpfe dargestellt sind, steht Liebknecht, der unter dem Roten Stern die Ketten sprengt. Liebknecht ruft die Sozialistische Republik aus, vor ihm die Leichen des Krieges und der personifizierte Militarismus mit Schwert und Pickelhaube. Auf einer zweiten Wand die Worte: „Spartacus niedergerungen. / Oh Gemach! / Wir sind da und wir bleiben da. / Leben wird unser Programm! / Karl Liebknecht“. Auf der letzten Wand der tote Liebknecht, der von seinen Genossen und Genossinnen beweint wird, und schließlich sein und Rosa Luxemburgs übergroßes Gesicht. Die Darstellungen sind aus verschiedenen, oft recht grob behauenen Materialien als Mosaiks gefertigt; teilweise sind sie auch in den Stein gemeißelt. Die ganze Wand ist, gerade im Vergleich zu der feingliedrigen Statue, von einer fast brutalen Schroffheit.


Die gesamte Anlage ist so nicht wirklich eine Stätte, die zum stillen Gedenken einlädt, sondern vermittelt den Eindruck von ruheloser Bewegung; von etwas Unfertigem, Rohem, dessen Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen ist. Entgegen der eingangs zitierten Absicht, zu zeigen, dass Liebknechts Ziele bereits verwirklicht worden wären, gab und gibt das Liebknecht-Forum also eine viel klarere Auskunft über die DDR zu Beginn der 80er Jahre, als deren Führung sich damals eingestehen wollte: Nicht der fertige Sozialismus war es, der dieses Kunstwerk hervorbrachte, sondern ein Sozialismus, dessen Entwicklung noch immer in einem rohen, längst nicht fertigen Stadium steckte (das er letztendlich auch nicht überwand, sondern an dem er zugrunde ging).

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